Vize-Europameister | 31.07.2024

Segelabenteuer in Nieuwpoort

Nun sind schon ein paar Tage ...

... seit Anfang Juli vergangen, als wir bei den European Masters waren und unser Segelfreund Martin Kotte wiederholt Vize-Europameister der Senioren im Europe-Segeln geworden ist.

Aber fangen wir mal von vorne an:

RSVM-Segler dreimal in Folge Vize-Europameister der Europe Master U50

Vom 6. Juli bis 10. Juli 2024 machten sich Martin Kotte, Carsten Wernecke und ich, Ralf Radoschofski, auf den Weg zur belgischen Nordseeküste nach Nieuwpoort. Unser Ziel war die Teilnahme an der Senioren-Europameisterschaft (European Master) in der Bootsklasse Europe. Dieses Event hatten wir 2022 in Röbel/Müritz selbst ausgerichtet. Die Europe stammt ursprünglich aus Belgien und somit war dies eine gute Gelegenheit, sich auf die Spuren des Ursprungs unserer Bootsklasse zu begeben. Bereits im Vorfeld wussten wir, dass es kein leichtes Unterfangen werden würde auf dem Revier zwischen Nordsee und Ärmelkanal, aber die tatsächlichen Bedingungen übertrafen unsere Erwartungen in Sachen Herausforderung.

Extreme Wetterbedingungen und beeindruckende Leistungen

Mit einem starken Tidenhub von über 5 Metern, unbeständigem Regenwetter, Temperaturen um die 18 Grad und wechselhaftem Wind war die Natur uns gegenüber nicht gerade gnädig mitten im belgischen Sommer. Diese Bedingungen machten das Segeln extrem anspruchsvoll und verlangten uns alles ab. Am ersten Segeltag war schnell nach dem Wetterbriefing klar, dass die Bedingungen mit um die 30 Knoten und ordentlich Welle zu gefährlich sind um zu segeln. Viele nutzten den Tag, um die Boote zu pflegen oder wie wir einen Ausflug nach Brügge zu machen. Am zweiten Tag wurden wir mit 20 Knoten starkem Wind und zwei Meter hohen Wellen konfrontiert. Die Strömung war fast nur an den Bahnmarken zu spüren. Es war eine schier endlose Zeit auf dem Wasser – rund 9,5 Stunden (mit kurzer Unterbrechung an Land, weil das Startschiff den Anker verloren hatte) kämpften wir gegen die Elemente. Am dritten Tag war dann leider zu wenig Wind, wir hielten uns seit dem Wetterbriefing um 8:30 Uhr in ständiger Rufbereitschaft, sodass wir erst gegen 15:30 Uhr Gewissheit über diesen Segeltag hatten. Am vierten und letzten Meisterschaftstag, an dem tatsächlichen Segeln möglich war, präsentierte sich das Revier mit Leichtwind und einer starken Strömung, die entgegengesetzt zur Windrichtung einsetzte.

Dies stellte besonders uns Binnensegler vor neue Herausforderungen, da wir wertvolle Erfahrungen im Zusammenspiel von Wind, Wellen und Strömung sammeln konnten. Schon beeindruckend, wenn sich das Heck des Startschiffs gegen den Wind stellt und von dort aus gepeilt wird bei gezogener schwarzen Flagge.

Mannschaftsleistung

Im hochkarätigen Teilnehmerfeld von 43 Startern konnten wir fünf Rennen bestreiten. Hier sind unsere Platzierungen:

9. Platz: Martin Kotte (GER 24) = 2. Platz der Master unter 50 Jahre | Vize-Europameister

25. Platz: Carsten Wernecke (GER 88)

30. Platz: Ralf Radoschofski (GER 59)

 

Beeindruckend war mal wieder die Leistung von Martin, der trotz des auf und ab‘s in diesem fordernden Revier, nach dem Vizemeistertitel 2022 bei der Heim-EM und dem Vizemeistertitelgewinn von Carsten Wernecke in Polen 2023, nun erneut den Vize-Titel an die Müritz holen konnte. Es war beeindruckend zu sehen, wie er seine Fähigkeiten unter Beweis stellte und mit dem Teilnehmerfeld – bestehend aus internationalen Meistern und Olympiateilnehmern – oft sehr gut mithalten konnte. Ein unvergessliches Erlebnis Neben den herausfordernden Segelbedingungen hatten wir auch unvergessliche Begegnungen, ein gewaltiges Revier mit zahlreichen Robben, die uns immer wieder neugierig beobachteten und gern auch mal auf der offenen See auftauchten. Zudem war es eine großartige Chance sich im internationalen Teilnehmerfeld bestehend aus insgesamt neun Nationen zu messen und dabei neue Freundschaften zu schließen.

Rückblickend war die Europameisterschaft in Nieuwpoort eine unvergessliche Erfahrung. Die Gastgeber haben sich sehr bemüht, trotz der großen Marina und gestiegenen Kosten, ein schönes Event zu ermöglichen. Belgische Speisespezialitäten, eine überragende Liveband, ein Nationenumzug durch die verregnete aber schöne Altstadt Nieuwports sowie herzliche Momente mit Helfern bis ins hohe Alter, bleiben in guter Erinnerung.

Ahoi!
Ralf R.

 

Fotos: © Steffen Scholz | Ergebnisse